In unserem Alltag, der oft von Terminen, Deadlines und Verpflichtungen geprägt ist, ist „Zeit zu haben“ ein wirklich kostbares Gut. Im Erwachsenen- und Arbeitsleben kommt es selten vor, dass wir wirklich viel Zeit „am Stück“ haben, um den Fokus neu auszurichten und Energie zu tanken.
b.lateral schenkt seinen Mitarbeitenden nach 5 Jahren Betriebszugehörigkeit einen Monat Urlaub. Ein „Sabbatical-Monat“ ist mehr als nur eine Auszeit vom Arbeitsalltag. Er gibt die Möglichkeit, Interessen zu vertiefen, sich zu regenerieren und andere Perspektiven zu gewinnen. Und er bietet Zeit, um Reisen zu unternehmen, Hobbys nachzugehen, Zeit mit der Familie zu verbringen, etwas Gutes zu tun oder einfach mal abzuschalten und den Kopf freizubekommen.
In unserem bunten, kreativen b.lateral Team sind viele Interessen vertreten. Bei mir lag schon seit der Kindheit der Fokus auf Lesen und Schreiben sowie Tieren und Natur. Diese beiden Seiten sind nicht wegzudenken aus meinem Leben und machen es zu dem, wie ich es mir wünsche. Ich arbeite seit 10 Jahren in Teilzeit bei b.lateral.
In den Anfangsjahren lag der Fokus in der anderen Hälfte des Tages beim Kind, welches inzwischen kein Kind mehr ist. Seit ein paar Jahren begleite ich nun ein Ehrenamt, das viele Stunden meiner „freien“ Zeit beansprucht: Ich bin in der Wildtierhilfe tätig, genauer gesagt kümmere ich mich (gemeinsam mit meinem Partner!) um verletzte, verwaiste und kranke Eichhörnchen.
Oft werde ich gefragt, wie es dazu kam. Die Faszination für diese Tierart war schon immer da, aber manchmal braucht es den Zufall, um etwas ins Rollen zu bringen. Bei mir war es ein 4 Wochen altes Eichhörnchen-Baby aus Überlingen, das bei einer lieben Freundin in der Tierarztpraxis landete. Sie bat mich – unter Anleitung – um die Betreuung des kleinen Wesens, „nur für ein paar Tage“. Nachdem „Nutella“ bei uns eingezogen war, setze ich mich intensiv mit dieser Tierart auseinander und mit einem damit einhergehenden wichtigen Thema: Die natürlichen Lebensräume für Wildtiere werden immer weniger, die Möglichkeiten Nahrung zu finden ebenso. Die Pflege und Wiederauswilderung von Wildtieren ist nicht staatlich geregelt und liegt oft in Privathänden, bei Vereinen und in der Regel IMMER im Ehrenamt.
Dieses kleine Eichhörnchen hat mich vor vier Jahren in eine neue Welt geführt, diei ch unbedingt näher kennenlernen und nach Möglichkeit auch verbessern wollte. Für einzelne Individuen sowieso und durch Aufklärungsarbeit auch für viele weitere Eichhörnchen.
Inzwischen führe ich eine vom Veterinäramt (nach §11 des Tierschutzgesetzes) genehmigte Auffangstation für Eichhörnchen. Ich habe einige Weiterbildungskurse besucht, bin im ständigen Austausch mit anderen Pflegestellen, mit TierärztInnen, berate FinderInnen und versuche durch verschiedene Maßnahmen (Social Media, Vorträge etc.), die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diese Tierart und deren Bedürfnisse im Speziellen zu lenken.
Ich liebe die Arbeit mit den Tieren, aber sie sie ist nicht selten eine Herausforderung. Eichhörnchen sind niedlich, aber natürlich kommen sie nicht zu mir, wenn alles in Ordnung ist. Jedes Pflegetier hat ein besonderes Schicksal: vielleicht wurde es bei einem Sturm aus dem Kobel geweht, durch Baumfällarbeiten verletzt, von einer Krähe aus dem Kobel gezogen, von einer Katze oder einem Hund verletzt usw. Bei meiner Arbeit steht die Wiederauswilderung der Tiere an oberster Stelle. Das heißt, ich muss die Wildbahntauglichkeit einschätzen können, die Tiere entsprechend ihres Alters versorgen und unterbringen. Und sie evtl. auch beim Tierarzt „erlösen“ lassen, wenn der Gesundheitszustand dem Tier keine Perspektive bietet. Bei mir zuhause gibt es ein Extra-Zimmer für die Eichhörnchen. Und ein Zimmer, in dem die medizinische Erstversorgung stattfindet. Es gibt unterschiedliche Volieren und Boxen, in denen die Hörnchen je nach Alter untergebracht sind. Es gibt weiterhin spezielles Futter, Medikamente sowie diverse Produkte für den Hygieneplan und natürlich viele Ausstattungen für die einzelnen Bereiche.
Wildtiere haben einen anderen Stresslevel als Haustiere, dieser sichert ihnen ihr Überleben. Da die Pflege-Eichhörnchen wieder in Freiheit leben sollen, werden sie nicht fehlgeprägt, nicht zu sehr an uns Menschen gewöhnt. Das bedeutet, dass wir keine fremden Personen mit den Pflege-Eichhörnchen in Kontakt bringen, wenn auch viele zu gerne die Tiere sehen möchten. Das kann man bei uns nur, wenn man aufmerksam in die Bäume schaut. Es gibt eine große Aussenvoliere im Garten, in der Eichhörnchen sind, die auf die Freiheit vorbereitet werden. Wenn sie alt genug sind, um selbstständig allein zurechtzukommen, dürfen sie die Voliere verlassen. Da wir auf dem Grundstück einen großen Baumbestand haben mit vielen Schlafkobeln und Futterstellen, sind immer Eichhörnchen zu Besuch, die beobachtet werden können, wenn man als Mensch zu Gast ist.
Mein Sabbatical-Monat war von vielen Eichhörnchen und deren Versorgung geprägt. Es waren 16 Tiere unterschiedlichen Alters als Pflegetiere da, die entsprechend unterschiedliche Ansprüche hatte. Die Jüngsten mussten alle drei Stunden gefüttert werden (auch nachts). Dementsprechend froh war ich über den freien Monat, den ich intensiv den Tieren widmen konnte. Seitdem ich dieser Tätigkeit nachgehe, hat sich auch meine Einstellung zum Ehrenamt verändert. Ich denke, dass wir in der Gesellschaft viel Gutes bewirken könnten, wenn sich mehr Menschen ehrenamtlich engagieren würden.
Meine Arbeit mit den Eichhörnchen bringt viele Kontakte mit sich, eine große „Lebendigkeit“ mit viel Austausch. Insofern war auch der Sabbatical-Monat eine Zeit der Kommunikation, womit sich der Kreis wieder schließt zu meiner Tätigkeit bei b.lateral, wo ich für Text, Kommunikation und Konzeption zuständig bin.