Ob Student oder bereits erfolgreicher Absolvent. Jeder wird es kennen. Über kurz oder lang, irgendwann wollen auch die noch so geduldigen Freunde und Verwandten wissen, was man in den Jahren der beruflichen Abstinenz eigentlich so getrieben hat. Anders als bei Studiengängen wie Mathematik, Chemie oder Biologie zaubert die Antwort „Ich habe Medieninformatik studiert“ dabei jedoch meistens einen eher verwirrten, statt von Erkenntnis gezeichneten Ausdruck auf das Gesicht des Fragenden. „Was studiert der da? Irgendwas mit Informatik?“
Tatsächlich ging es mir und vielen Kommilitonen zu Beginn nicht anders und selbst im Laufe meines Studiums fiel es mir lange Zeit schwer eine kurze, griffige Definition des Studiengangs aus dem Ärmel zu schütteln. Um solche Konversationen nun nicht in eine Reihe peinlicher Erklärungsversuche abdriften zu lassen und Neustudierenden oder dem späteren Arbeitgeber womöglich falsche Fähigkeiten des eigenen Könnens zu suggerieren, ist es Grund genug, sich genauer mit dem Wesen der Medieninformatik zu beschäftigen.
Viele werden es nicht mehr kennen, aber es gab eine Zeit da benutzte man dieses unscheinbare Ding, was man ständig mit sich herumträgt, lediglich für so nebensächliche Dinge wie Telefonieren. Um bewegte Bilder zu sehen, musste man sich eine nervig summende Flimmerkiste anschaffen oder gar das eigene Haus verlassen und ins Kino gehen. Und ach ja, wenn in China ein Sack Reis umkippte, musste das dem Reisbauer nicht peinlich sein. Die Welt hatte noch andere Sorgen. Erst zum Ende des letzten Jahrtausends änderte sich dies. Mit der wachsenden Digitalisierung verschwommen die Grenzen zwischen den verschiedenen Massenmedien. Die zuvor getrennten Kommunikationskanäle wuchsen zusammen. Heute ist es selbstverständlich sich über das Smartphone die gefühlt hundertste Staffel „Game of Thrones“ anzusehen und anschließend dieses sagenhafte Erlebnis mit der Welt zu teilen.
Natürlich entstanden so auch neue Herausforderungen. Sowohl für die Konsumenten als auch für die Wirtschaft. Statt den versierten fachspezifischen Spezialisten sind heute neue Berufsbilder mit stark interdisziplinären Fähigkeiten und Kenntnissen gefordert. Genau hier kommt die Medieninformatik zum Zuge und versucht mehrere Teilbereiche von Informatik, Wirtschaft und Design zu vereinen und so eine hohe Medienkompetenz zu vermitteln.
Eine Arbeitskraft für alles, die sich in jedem Fachbereich bestens auskennt. Eine eierlegende Wollmichsau sozusagen. Das mag vielleicht der feuchte Traum von manchen Arbeitgebern sein, die Realität sieht jedoch (zum Glück) anders aus. Zwar werden in der Medieninformatik viele Themen abgefrühstückt das heißt allerdings nicht, dass ein/e Medieninformatiker/in in jedem dieser Fachgebiete umfassende Kenntnisse haben muss. Denn so vielfältig der Studiengang so vielfältig ist auch die Interpretation der Studieninhalte an den verschiedenen Hochschulen und Universitäten. So wird zum Beispiel an meiner ehemaligen Hochschule Furtwangen, welche übrigens die Gründungsstätte der Medieninformatik ist, ein starker Medienbezug gefördert. Die drei benachbarten Studiengänge Medieninformatik, Medienkonzeption und Online-Medien arbeiten dort Hand in Hand. In verschiedenen Projektarbeiten durchläuft so jede/r Student/in die Konzeption, Gestaltung und Realisation digitaler Medien. Und ach ja nebenbei können Konflikte zwischen Konzeptionisten, Designern und Programmierern so schon sehr realitätsnah auf dem Trockenen geübt werden.
Als Medieninformatiker/in ist man also nicht automatisch ein Spezialist für alle Fälle aber man kennt sich in vielen Fachbereichen der digitalen Medien aus oder hat zumindest grob eine Ahnung, wie der Hase läuft. Nun mag der Leser denken “der kann ja von allem nur ein bisschen aber nichts so richtig gut”. Doch dies ist wahrlich ein Trugschluss. Aufgrund der hohen Flexibilität kann ein/e Medieninformatiker/in sich in vielen verschiedenen Berufszweigen spezialisieren. Ob als Softwareprogrammierer, als Spieleentwickler, als Designer, in der Bild- und Videobearbeitung oder in der Wirtschaft. Oftmals direkt an der Schnittstelle verschiedener Fachgebiete.
Die Medieninformatik ist also keine Berufsbezeichnung sondern ein Deckmantel, ein Überbegriff für echte Allrounder. Schlussendlich kommt es darauf an was du daraus machst.