Mit Worten die Aufmerksamkeit des Lesers zu gewinnen ist gar nicht so schwer, oder? Ansonsten würdest du das hier wahrscheinlich nicht lesen.
Ich fotografiere schon einige Jahre leidenschaftlich. Es gibt jedoch große Unterschiede, weil Fotografieren nicht gleich Fotografieren ist. Man lernt nach und nach die Kameraeinstellungen und deren Einfluss auf das Foto. Der Weg zum eigenen Bildlook ist jedoch ein nie endender Prozess. Man lernt, mit dem Equipment umzugehen, Licht zu setzen, das Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit. Doch hätte ich mir gewünscht, dass mir schon früher jemand gesagt hätte, dass es weniger auf die perfekten Einstellungen und das teuerste Equipment ankommt. Viel mehr geht es, in unserem Fall, um das Objekt (Reportagen-, Portrait- und Foodfotografie). Mit wem oder was habe ich zu tun? Wie möchte ich es zeigen? Wie wird die Bearbeitung im Nachhinein aussehen?
Bearbeitung: Ein großer Teil der Bildstimmung wird durch die nachträgliche Bearbeitung erzeugt. Der Weißabgleich bestimmt, ob ein Bild kühl oder warm wirkt. Die Belichtung kann nachträglich korrigiert werden, Farben sind mit der selektiven Farbkorrektur veränderbar, kleine Makel werden einfach überstempelt.
Nach und nach bekommt man ein Gefühl dafür, an welchen Reglern man was einzustellen hat, um ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen. Es gibt kein Geheimrezept für die Fotografie oder das perfekte Foto. Viel mehr sollte man den Blick fürs Schöne haben. Im obigen Beispiel verändert sich die Stimmung des Bildes durch die Grundbearbeitung in Lightroom.
Realität: Auch wir nehmen Retusche- und Montagearbeiten im Rahmen des Natürlichen vor. Trotzdem würden wir aus einer Pizza kein Bikinimodel in Photoshop nachbauen. Und auch nicht umgekehrt.
Die Bildkomposition bestimmt, ob sich bestimmte Objekte zu bewegen scheinen. Eine Diagonale im Bild erzeugt, je nach dem ob sie ab- oder aufsteigend ist, Ruhe oder verlängert die Aufmerksamkeit des Betrachters. Mit dem Anteil an Horizont im Bild erzielt man Leichtigkeit, im umgekehrten Fall eine gewisse Schwere. Außerdem liebt unser Gehirn Regelmäßigkeit und Symmetrie, denn das empfinden wir als schön.
Bei der Reportagenfotografie kommt es darauf an, mit dem Kontext zu arbeiten. Alle Aufnahmen sind nur ein Teil des Ganzen und ein Foto kann nie das ganze Geschehen zeigen. Viel mehr sollten einzelne Emotionen, die Atmosphäre, Perspektiven und Farben ein stimmiges Gesamtbild darstellen. Der Betrachter soll sich so fühlen, als sei er beim Geschehen dabei gewesen.
Es ist schwierig, mit Worten das Fotografieren zu erklären. Viel besser wäre es, sich selbst ein Bild davon zu machen.
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Grundschule, Realschule, Abitur, Ausbildung. Ich habe meinen ersten Jahrestag bei b.lateral und kam als gelernte Mediengestalterin direkt in die Fotoabteilung der Agentur. Alternativ schwebte mir schon lange ein Studium für Kommunikationsdesign im Kopf herum, aber wieso diesen Schritt nicht überspringen, wenn sich die Chance plötzlich bietet das zu tun wofür man so brennt.
… wo verbringen wir denn die meiste Zeit des Lebens? –Bei der Arbeit, richtig. Wieso sollte es dann nicht der Ort sein, an dem man sich entfalten kann?
Ich bin mir sicher, dass mir eine Lehre bei einem Meister-Studiofotografen aus der Nachbarstadt ganz viel technisches Wissen vermittelt hätte. Oder dass ich als Mediengestalterin im Industriegewerbe überdurchschnittlich verdienen könnte. Trotzdem bin ich froh, dass ich hier in Sipplingen so viel Erfahrung mit auf meinen Weg bekomme. Ich darf mein Verständnis im Grafik-Bereich mit meiner Passion, der Fotografie, verknüpfen und anwenden. Ich darf schöne Orte, nette Menschen und leckeres Essen kennenlernen.