Wir machen es uns heute schon sehr einfach, wenn es um Umverpackung geht. Wir verstecken uns hinter Rechenbeispielen für CO2-Bilanzen (Papier vs. Plastik), dem Grünen Punkt oder nehmen die Mengen an Umverpackungen, die täglich durch unseren Hände gehen, hin. Gleichzeitig kursieren Bilder von Zugvögeln, die an Plastik verenden und Inseln im Ozean aus Müll — aber wir haben ja den Grünen Punkt und geben die Verpackungen zur Wiederverwertung auf — im World Wide Web. Ich bin der Meinung, dass es mit unsere Aufgabe ist Überflüssiges zu vermeiden, Alternativen zu entwickeln und diese auch an unsere Auftraggeber zu kommunizieren.
Unlängst erhielt ich einen Anruf von der Marketingleitung eines Kunden der gerade seinen Jahres-Katalog verschickt hatte. Nach Eintreffen seines Katalogs habe er einige Mails und Anrufe erhalten mit der Frage ob man die Plastikhülle, der Umwelt zu Liebe, nicht ersetzen könne. Man muss ihm zu Gute halten, dass er 35.000 Kataloge verschickt hat und gewillt ist, auch diese fünf Personen ernst zunehmen und auf die Frage einzugehen.
Hinzu kommt wahrscheinlich noch, dass am selben Tag im W&V ein Bericht veröffentlicht wurde, der auf die unnötige Verpackung von Magazinen aufmerksam machte.
Laut Deutscher Umwelthilfe beläuft sich die Menge an diesen unnötigen Folienverpackungen, die Kataloge, das Fernsehprogramm und die Werbeprospekte umhüllen, pro Jahr auf rund 2886 Tonnen, was der jährlichen Menge an Kunststoffverpackungen von rund 83 000 Bürgern entspricht.
Er kontaktierte umgehend seine Druckerei, um nach Alternativen zu fragen, musste aber leider feststellen, dass für ihn keine akzeptablen Möglichkeiten existieren. Die angebotene Alternative wäre, den Katalog in eine Briefhülle aus Papier zu verpacken, wobei hier wiederum ein Produkt entsteht, das, nach dem Auspacken, direkt in die Papiertonne wandert. Zudem ist das Produkt von außen nicht mehr sichtbar, was natürlich nicht im Interesse unseres Kunden liegt.
Unzufrieden mit dem Resultat, hat er uns gefragt, ob wir nicht eine Alternative entwickeln könnten
Wir haben uns darauf im “Lab.” die Frage gestellt, ob es alternative Möglichkeiten für die weitverbreitete Plastikversandtasche von Katalogen gibt und wie wir für diesen speziellen Kundenkatalog eine Lösung entwickeln können. Was muss das Produkt liefern? Was ist die Aufgabe? Gibt es einen Mehrwert?
Die von uns entwickelte Antwort war verblüffend einfach. Der bestehende 250-seitige Katalog war unser Ausgangspunkt, welchen wir durch die einfache Verlängerung des Umschlags (U3/U4) und mit einer Stanzform bzw. Perforationslinien gleichzeitig in die Umverpackung verwandelt haben. Wir wollten auf Nummer sicher gehen, dass das bildlastige Cover keinerlei Spuren vom Versand trägt und haben den Umschlag weiter verlängert und das Anschreiben sowie ein Lesezeichen in den Umschlag mit eingearbeitet. So haben wir nicht nur die Umverpackung eliminieren, sondern auch gleichzeitig das personifizierte Anschreiben und das Lesezeichen integrieren können.
Die Größe des Umschlages passt weiterhin auf handelsübliche 50 x 70 cm Druckbögen und benötigt keine Großformatdruckereien. Das Konzept wurde nach der Ausarbeitung an die Druckerei gegeben, um die Machbarkeit und den Versand zu überprüfen. Mit dem Ergebnis, dass beidem nichts im Wege steht.
Da das Einbandmaterial seit jeher celofoniert wurde, ist das Cover auch vor Schmutz geschützt und problemlos im Versand. Da das personifizierte Anschreiben in die Kataloge gedruckt wurde, konnte auch die Verlängerung des Umschlages etwas reduziert werden.
Der hier gezeigte Vorschlag ist nur einer von vielen Ansätzen und soll zeigen, dass es sich lohnt, Herausforderungen anzunehmen und in Konzept & Gestaltung neue Wege zu gehen.
FAZIT: Umverpacken beginnt im Kopf!